Das Kirchlein St. Koloman
Dieses Kirchlein wird von der Pfarrei Martinskirchen betreut. Lesen Sie hier die Geschichte und werfen Sie einen Blick hinein.
Das „vergessene Kirchlein” befand sich nach dem Zweiten Weltkrieg in einem herabgekommenen Zustand. Durch Notfallmaßnahmen wurden von 1950 bis 1963 die schlimmsten Schäden beseitigt. Dann bewirkte die Trockenheit in den Jahren nach 2000 ernstliche Schäden. Es zeigten sich verheerende Risse am Mauerwerk; dieses drohte auseinander zu fallen. Nach eingehenden statischen Untersuchungen (Statikbüro Peindl, Mitterskirchen) und langwieriger Sanierung des Mauerwerks konnte 2004/06 die letzte, gründliche Erneuerung der Kirche vorgenommen werden.
Die kleine, spätgotische Nebenkirche liegt idyllisch am Abhang in freier Natur, umgeben von Wiesen und Weihern, wie schon Karlinger bemerkte. Am Außenbau beeindruckt das sorgfältig im „schwäbischen oder gotischen” Verband gefügte Mauerwerk, charakteristisch auch das breite, weißgetünchte Friesband unter dem steilen Dach. Westlich ragt das schlanke, sechsseitige Türmchen mit hohem Spitzhelm auf. Drei Seiten seines Unterbaus liegen vorspringend der Westwand an. Weiß gehalten sind auch die Leibungen der schlichten Fenster, am Chor nur drei, davon das mittlere zugesetzt. Am Hauptraum ist das einzige, größere Fenster an der südöstlichen Seite durch eine Längssprosse zweigeteilt. Der Zugang befindet sich an der Südseite, tiefgelegen, westlich, umrahmt von einer ebenfalls getünchten, kielbogigen Leibung. Das alte Türblatt hat sich samt dem Türschloss aus der Erbauungszeit erhalten. Das stimmungsvolle Innere zeichnet sich durch edle Maßverhältnisse aus. In drei Seiten des Astecks schließt der einjochige, leicht eingezogene Chor. Zum etwas breiteren Hauptraum leitet der spitzbogige Chorbogen über. Dieser zeigt an der Innenseite die Aufschrift „Ano domini 1522”. Davor musste bei letzter Restaurierung eine kräftige Schlauder angebracht werden, um das auseinander weichende Mauerwerk zu stabilisieren.
Der Hauptraum besteht aus zwei breiten Jochen. An der Rückwand angebracht ist die hohe, schlitzförmige Öffnung des Turmes für die Leiter zum Hochsteigen in diesen. Mäßig breite und tiefe Wandpfeiler gliedern innen die Langhauswände. Diese schließen sich am Gewölbeansatz spitzbogig.
Über dem gesamten Kirchenraum breitet sich ein wohlgeformtes, gleichmäßiges Sternrippengewölbe aus. Die Rippen mit dreiseitigen Rücklagen sind gekehlt. Im Chor liegen diese in halber Höhe abgeschnittenen Diensten auf, im Hauptraum Halbrunddiensten, welche den erwähnten Wandvorlagen angegliedert sind. Die Dienste erheben sich auf trommelförmigen Basen und weisen am Gewölbeansatz ähnliche, farblich getupfte Kapitelle auf.
Wesentliches Ausstattungsstück ist der Altar im Chorraum von erstaunlicher Qualität, ein edles und reich geformtes Kunstwerk eines unbekannten Meisters um 1680. Dominierend daran sind die gewundenen Säulen, das reiche Akanthus-Dekor mit vergoldetem Zierart. Das große Altarblatt zeigt den hl. Koloman, in den Ecken Szenen aus seinem Leben und seine Marter. In den bekrönenden Auszug ist die kleinere Figur des hl. Florian eingestellt.
In der breiten Nische vor dem Chorbogen rechts ist eine barocke Figur des Geiselheilands angebracht, gegenüber an der Nordwand die volkstümliche kleine Figur des hl. Sebastian. Die Kreuzwegbilder, Hinterglasmalerei, stammen von 1962 aus der Werkstatt Weilhammer, Gangkofen. Erwähnenswert auch eine Votivtafel mit Jahreszahl 1759 und die neuen Kirchenbänke, deren Wangen nach dem Vorbild in Pischelsberg gestaltet sind.
Dr. Josef Haushofer, Kreisheimatpfleger