Eine Reise durch die Zeit ...
Anmerkungen zur Ortsgeschichte von Wurmannsquick
Entstehung und frühe Geschichte von Wurmannsquick verbergen sich weitgehend im Dunkel der Vergangenheit. Erst spät, zwischen 1220 und 1240, taucht der Ortsname in seiner alten Schreibweise „purmansgwik” im Zusammenhang mit Passauer Zensualen auf. Damit sind lediglich Personen genannt, die an das dortige Hochstift Abgaben zu entrichten hatten, aber keine Hinweise gegeben auf ein ansässiges, adeliges Geschlecht oder auf ein frühes kirchliches Zentrum. Doch erscheint es bemerkenswert, dass in diesem, längst Salzburger Diözesangebiet damals noch Passauer „Zinser” genannt werden.
Bezüglich der Entstehung und des Alters der Ansiedlung vermag der Ortsname keine Anhaltspunkte zu geben; im Gegensatz zu den „-ing — Orten” oder auch den „-bach” oder „-ham — Orten” ist er jedenfalls zeitlich indifferent. Von den vielen Deutungen, bis hin zur unmöglichen „Fuhrmannserquickung”, erscheint nur eine Version möglich: Wurmannsquick enthält als ein zusammengesetztes Dingwort zunächst wohl einen Eigennamen, der allerdings nicht auf eine näher bestimmbare Persönlichkeit zu beziehen ist. Die Ableitung von „Wurmanns-„ aus „Lindwurm” muss als eine volksethyomologische Fehldeutung bezeichnet werden, wenngleich der „Wurm” bereits seit 1477 im Marktwappen und im Siegel Verwendung findet.
Dem „Wurmanns-„ hängt „-quick” an, das (auch nach Schmeller und Reitzenstein) aus dem althochdeutschen „gwiggi”, eine „Kreuzung” und auch „Wegescheidung” bezeichnend, entstanden sein dürfte und allenfalls auf eine Verkehrssituation verweist. In Betracht könnte vielleicht noch die Entstehung aus „Gewann” gezogen werden, was auf eine abgegrenzte, ausgezeichnete Flur zu beziehen wäre, die vielleicht zu einem frühen Zeitpunkt einer Persönlichkeit übereignet wurde.
Die Herleitung von „Wurmann” aus „purman”, gleich „Burgmann” ist abzulehnen. Da in Wurmannsquick seit dem 14. Jahrhundert „Burglehen” genannt sind, glaubte man diese auf einen „Burgmann” beziehen zu können, aber man hat unter den „Burglehen”, die übrigens bei allen unseren alten Stadt- und Marktsiedlungen anzutreffen sind, „Bürgerlehen” zu verstehen. Das waren Grundstücke aus Staatsbesitz und um den Ort gelegen, welche den Bürgern zur Nutzung zur Verfügung standen. Ebenso kann der bis vor wenigen Jahrzehnten noch in Wurmannsquick vorhandene „Hofwirt” nicht weiterhelfen. Es gibt genügend viele parallele Beispiele und Belege dafür, dass damit kein halbwegs zwingender Hinweis auf das Bestehen eines alten Herrschaftssitzes oder einer späteren Hofmark gegeben ist.
In diesem Zusammenhang sei auch auf die „Bereitungen” hingewiesen, die sich in Wurmannsquick erstmals 1574 mit dem Hinweis „wie von alters her kommend” und laufend noch im 18. Jahrhundert nachweisen lassen. Es handelt sich dabei um alte Grenzumritte, wie wir sie von vielen anderen Orten (so auch Gern, Baumgarten) her kennen. Zur Teilnahme waren, beritten, alle Bürger bei Strafe verpflichtet. Auch in Wurmannsquick sollte damit in einer Zeit, die noch keine genaue Vermessung oder Kartierung kannte, jeweils erneut allen Beteiligten der Hoheitsbereich der Ansiedlung zu Bewusstsein gebracht werden. Dieser bestand in Wurmannsquick in einem breiten Geländegürtel um den Ort. Es erscheint möglich und denkbar, dass dieses Jurisdiktionsgebiet schon zu einem frühen Zeitpunkt einer Gemeinschaft oder sogar einer Person übergeben wurde, auf die sich vielleicht der Name „Wurmann” beziehen könnte.
Besser fundierten historischen Boden betreten wir erst in 14. Jahrhundert. Nach der Nennung der Burglehen und der Schrannen- und Gerichtstage in Wurmannsquick ist mit dem Jahr 1365 ein wichtiges Datum gegeben. Damals bestätigte Herzog Heinrich XIII. von Niederbayern-Landshut (1253−1290) unter dem Hinweis auf die „verbrunnenen” Urkunden denen von Wurmannsquick ihre allen Rechte und Freiheiten und erweiterte diese sogar um das Marktrecht zu Eggenfelden. Nachfolgend haben sich erhalten Privilegien-Abschriften von 1470, 1599, 1669 und 1787, Gunsterweise, welche die Aufwärtsentwicklung des Marktes garantierten. Die Wittelsbacher blieben nun über Jahrhunderte die schirmenden Marktherren, während sich die Bürger in einer Rechtsverfassung „selbst regierten” und Niedergerichtsbefugnisse übten. Wenn auch weiterhin der kleinste Marktflecken im Umkreis, so hatte doch der ackerbürgerlich geprägte Ort den Charakter eines Wirtschaftsmarktes angenommen; die ansässigen Handel-und Gewerbetreibenden versorgten das Umland mit Gebrauchtsgütern.
Auf die Zeit des frühen 14. Jahrhunderts geht auch die bauliche Anlage des Ortes zurück mit dem weiten, langgestreckten Marktplatz. Der Kirchenbereich dürfte damals ebenso ausgewiesen worden sein.
Als im Jahr 1400 das alte Gericht an der Rott aufgeteilt wurde, richtete man im nunmehrigen Landgericht Eggenfelden zunächst die Ämter Eggenfelden, Mornthal und Massing ein. Anstelle des Amtes Massing, das bald ausschied, entstand das Amt Wurmannsquick. Bei der weiteren Untergliederung im 15. Jahrhundert finden wir auch hier eine Obmannschaft eingerichtet, welche im frühen 19. Jahrhundert zur Grundlage der Gemeindebildung wurde. Bei diesen Reformen reihte man Wurmannsquick in die Reihe der einfachen „Ruralgemeinden” ein. An die Stelle der alten Ratsverfassung trat nun die magistratische Verfassung, später mit einem Bürgermeister an der Spitze. Am 1. Januar 1971 schlossen sich Wurmannsquick die Gemeinden Hickerstall und Martinskirchen an. Genau ein Jahr später wurden Gemeindeteile von Langeneck, Rogglfing und Hirschhorn angegliedert. Die Zahl der Einwohner ist dadurch in den letzten Jahren um 20% gestiegen. Der Markt Wurmannsquick erlebte dennoch in den letzten Jahrzehnten nicht das Wachstum, das in anderen, ähnlichen Gemeindewesen zu beobachten ist.
Eine nach wie vor rätselhafte Angelegenheit ist das Hochgericht zu Wurmannsquick, das sich, neben dem zu Eggenfelden, seit dem späten Mittelalter bis hinein ins frühe 19. Jahrhundert nachweisen lässt. Pfarrer Gwandtner konnte im Jahr 1930 die Namen von zehn, noch zwischen 1776 und 1784 dort hingerichteten Personen feststellen. Er erwähnt aufgrund seiner Nachforschung, dass man in Eggenfelden „dekapitierte”, in Wurmannsquick die Hinrichtungen mit dem Strang und dem Rad vorgenommen worden seien. Ist diese „Arbeitsteilung” eine mögliche Erklärung für das ungewöhnliche Bestehen zweier Hochgerichte in einem Landgericht? Oder bestand schon vor Einrichtung des Landgerichts Eggenfelden ein älterer Hochgerichtssprengel zu Wurmannsquick?
Kirchenverhältnisse und Expositur
Der Bereich Wurmannsquick gehörte wohl seit Anbeginn zum Sprengel der Ur- und Mutterpfarrei Hirschhorn im Bistum (739), dann Erzbistum (798) Salzburg, später verwaltet vom Teilbistum Chiemsee (seit 1215) und durch das Archidiakonat Gars am Inn. Bei der Neuordnung im frühen 19. Jahrhundert wurden die in Bayern gelegenen Salzburger Bistumsanteile von 1816 bis 1822 zunächst dem Bistum Freising unterstellt, so auch Hirschhorn mit Wurmannsquick. Beide kamen aber mit weiteren niederbayerischen Anteilen 1822 zur Diözese Passau. Seit 1401 war Hirschhorn zum Kollegiatstift Altötting inkorporiert; auch diese Bindung fiel bei der Säkularisation von 1803 weg.
Der Dekanatssitz für Hirschhorn mit Wurmannsquick war ehedem wechselweise Zimmern (zur Deutschordens-Kommende Gangkofen inkorporiert) und Zeilarn. 1920 wurde von Zimmern Hirschhorn als Dekanat abgetrennt. Seit 1975 aber ist der Pfarrsitz Wurmannsquick dem Dekanat Simbach am Inn zugeordnet.
Der uralte Kirchensprengel Hirschhorn umfasste einstens ein großes Gebiet mit Bereichen um Gern, Rogglfing, Arbing und Mitterskirchen. Schon bald wurde Gern, vermutlich auf Druck und Veranlassung der mächtigen Closen-Herrschaft, abgetrennt. Einen einzigen, zeitlichen Anhaltspunkt dafür gibt die „Ewig-Licht-Stiftung” von 1418, die ausdrücklich „in die Pfarrkirche St. Georg” zu Gern erfolgte.
Erst spät folgten weitere Ausgrenzungen: zuerst RoggIfing, seit 1527 Pfarrvikariat, 1803 Pfarrei; dann Arbing, 1874 Kurat-Benefizium, 1896 Pfarrei; Mitterskirchen 1897 Pfarrei; zuletzt 1898 Wurmannsquick.
Am 29. Mai 1395 stifteten der Pfarrer von Hirschhorn Werner der Visler und die „Filialgemeinde” zwei Wochenmessen in die Kirche zu Wurmannsquick, zu lesen an den Montagen und Samstagen. Damit dürfte das Bestehen eines Gotteshauses in Wurmannsquick belegt sein. Diese, dem Hl. Andreas geweihte Marktkirche blieb noch lange Filiale von Hirschhorn. Die Kirchengemeinde wurde von dort aus „excurrendo” versorgt; zu den kirchlichen Verrichtungen kam jeweils ein Priester. Er wohnte nicht im Ort.
Einer nicht sicher nachvollziehbaren Nachricht zufolge soll in Wurmannsquick im Jahr 1483 bereits ein „Kaplanhaus” errichtet worden sein für einen „caplanus expositus”. Daraus wäre zu schließen, dass nunmehr ein Expositus im Ort seinen ständigen Wohnsitz hatte und somit in Wurmannsquick ein „eigenes religiöses Leben” zustande kam. H. L. Krick zählt in seinem bekannten Werk allerdings erst Expositi in Wurmannsquick seit 1558 auf. So heißt es auch, in gewisser Weise einschränkend, im Passau Schematismus: „Wurmannsquick, Filiale von Hirschhorn, seit 1483 mit Caplanus expositus, 1606 Expositur…”.
Aus einer Streitsache zwischen dem Consistorium Salzburg und dem Archidiakonat Gars von 1606 um die Besetzung der Expositur Wurmannsquick geht hervor, dass diese zu jenem Zeitpunkt schon bestand, oder vielleicht erst eingerichtet wurde. Den Vorfall erwähnt auch Franz Xaver Kefer, Benefiziat in Wurmannsquick von 1829 bis 1832. In der, von ihm 1831 verfassten „Pfarrbeschreibung” erwähnt er die Expositur als im Jahr 1606 entstanden. Interessanter jedoch ist sein Hinweis, dass er seit 1640 der 49. „Expositur-Vorsteher” sei. Er verweist auf den häufigen Wechsel der Expositi. Diesen führt er auf das geringe Einkommen zurück, das nicht einmal „eine standesgemäße Kleidung erlauben” würde. So seien auch die Expositi durch das Ordinariat Passau verpflichtet gewesen, bei der Seelsorgestelle Hirschhorn mitzuarbeiten. In einem Bericht an das Ordinariat Passau, wohl verfast von dem Expositus Simon Frankenberger (1845 bis 1856), ist zu lesen, die „Wochenmessen, ursprünglich Sonntagsämter” seien 1560 gestiftet worden. Dass die Expositi in Wurmannsquick, wenngleich auch unbekannt seit welcher Zeit, mitunter Schulunterricht erteilten, geht aus einer Nachricht von 1807 hervor. Damals wurde ein „weltlicher Schulprovisor” im Gefolge der allgemeinen Schulpflicht angestellt, der sich um die Mesnerstelle bewarb und den Expositus „als Schulhalter ablöste”.
1898 wurde der letzte Expositus Alois Schott der erste Pfarrer in Wurmannsquick nach Errichtung der Pfarrei. Schott kam 1846 in Ottendichl bei München zur Welt. Nach seiner Priesterweihe 1868 war er verschiedentlich als Kooperator, 1887 zuletzt in Julbach, und ab 1891 als Expositus in Wurmannsquick tätig. 1901 siedelte er nach Neuötting über, wo er bereits 1902 als Stadtpfarrer verstarb. Schott ist insofern eine bemerkenswerte Persönlichkeit, als er seinem Bruder Johann Baptist, dem damals in der Diözese Passau favorisierten Kirchenbaumeister, als Planfertiger neogotischer Kircheneinrichtungen nacheiferte. Mit dem Autor des Gebetbuches „Schott”, P. Anselm Schott von St. Ottilien, besteht keine Verwandschaft.
Erweiterung der Expositur, bzw. Pfarrei zwischen 1863 und 1923
Nach einem Bericht von Kooperator Franz Söllner (1924 bis 1934):
Wurmannsquick zählte im Jahr 1863 (damals noch Expositur von Hirschhorn) nur 560 Bewohner, die im Markt, in Ziegelhäuser, See und Schilling lebten. 1923 umfasste die Pfarrei Wurmannsquick um etwa 850 Menschen mehr.
Nachdem seit dem Jahr 1762 immer wieder Gesuche an die maßgeblichen Stellen eingereicht wurden (sogar an den König im Jahr 1828) und dieselben immer wieder erfolglos waren, wurden diese endlich im Jahr 1864 erfolgreich. Von da an erfolgten in kürzeren oder längeren Abständen immer neue Einpfarrungen nach Wurmannsquick, bis letztlich im Jahre 1922 die naturgemäße Abrundung der Pfarrei vollendet war.
Es kamen zu Wurmannsquick:
1864: Hickerstall (hier Ortschaft, nicht Gemeinde), Frotzenberg, Türkenbach Heckenschneid (Leipold), Kühstetten, Baumgarten, Vorleiten (mit Ausnahme von Baumann und Merzer), Straßhäuser, Eglsee (ausgenommen hiervon Vißtumschneider und Schmidbauer Einpfarrung aus Mitterskirchen).
1868: Schwab, Kirchhäusl (jetzt nicht mehr vorhanden); von Hennthal Sigl, Wagner, Reischl; ferner Schmelling, Unteröd, Oberöd, (ohne Weiß), Merzer (Zellnerhäusl), Baumann (Pfannenstiel), von Eglsee Vißtumschneider (jetzt Dirl) und Schmidbauer (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1890: Weiß in Oberöd (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1891: Berg, Laimbichl (mit Hirtreiter), Hub, von Rigl (Übertragung des handschriftlichen Dokuments) Reisbeck, Griebl, Zellner; von Hennthal Henthaler, Hebebauer, Rauschecker (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1893: Roßhub, Aicha, Straß (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1894: Schachten, Hinterloh, Feldsepp, Griebl-Mauerer, Kellerbauer (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1896: Oberleitenbach, Kreuzhäusl, Ertl (in der Leiten), Hubwies, Lacken, Guggenberg, (Einpfarrung aus Mitterskirchen); Marchnerhäusl (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1902: Vilsmaier in Rigl (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1921: Leiten und Putting (Einpfarrung aus Hirschhorn).
1922: Angerstorf, Lohbauer, Gaßner, Schicklhub; von Lohbruck Hauser, Bachmeier, Riedersberger und Eder (Umpfarrung aus Hirschhorn).
Kirchliche Einrichtungen und Vereinigungen
Seit 1772 bestand in Wurmannsquick ein „Frühmess-Verein”, der eine eigene Stelle für einen Priester neben dem Expositus zur Verrichtung der Frühmessen anstrebte. Krick bezeichnet allerdings diese „Frühmessleserstelle” als im Jahr 1808 gegründet. Er führt die Reihe der „Frühmesser” an, die bei ihm 1808 beginnt und dann einige Lücken aufweist. Wegen der geringen Einkünfte war diese Stelle offenbar nicht begehrt. Erster Priester derselben war — in bezeichnender Weise — der „Ex-Benediktiner” Johann Pirstinger aus dem 1802 aufgelösten Kloster Asbach. 1899 wurde nach Krick die Umwandlung in eine Kooperatorstelle vorgenommen. Diese war bis 1956 besetzt; als letzter Kooperator ist Erich Mrozek genannt.
Die Einrichtung der Frühmessstelle ist wohl im Zusammenhang mit den angelaufenen, intensiven Bestrebungen zur Erhebung der Expositur zu einer Pfarrei zu sehen. Deshalb bemühte man sich auch um Erbauung eines eigenen Priesterhauses für den Frühmesser, das 1828 dem alten „Kaplanhaus gegenüber” errichtet werden konnte. Seit 1898 diente es als Pfarrhof.
Im 18. Jahrhundert ist auch in den Archivalien des Marktes eine im Ort bestehende „Aller-Christgläubigen-Seelen-Bruderschaft” genannt, die allerdings später nicht mehr in Erscheinung tritt. 1780 schlossen sich Männer und Frauen der Dritt-Ordens-Gemeinschaft, wohl beim Franziskanerkloster Eggenfelden, an. Eine „Herz-Mariä-Bruderschaft” wurde 1849 gegründet. Es folgte 1904 noch eine „Rosenkranz-Bruderschaft”.
Die Pfarrerhebung
Seit längerer Zeit schon war allgemein der Wunsch nach Einrichtung einer Pfarrei in Wurmannsquick wach geworden, den Quellen zufolge deutlich erkennbar seit dem späteren 18. Jahrhundert. Als Begründung sind fortlaufend dieselben Klagen zu vernehmen, die immer lauter wurden: Am „religiösen Leben” in Wurmannsquick war eigentlich nur den Ortsansässigen die Teilnahme erlaubt. Die umliegende Bevölkerung musste dazu die Pfarrkirche Hirschhorn aufsuchen. Das betraf den Empfang einiger Sakramente, insbesondere Taufen, Firmungen, Eheschließungen und — für die Auswärtigen — auch Bestattungen. Davon waren teils auch die Wurmannsquicker betroffen. Der Weg nach Hirschhorn war weit und beschwerlich, vor allem für die weiter östlich gelegenen Weiler und Einöden. Die Expositi in Wurmannsquick wiederum beklagten sich über das geringe Einkommen, das kaum zu einem standesgemäßem Leben reichte, weil der Ort nur wenige Markteinwohner zählte und gewisse Sakramente, die einträglich waren, in Wurmannsquick nicht gespendet wurden.
Bereits im Jahr 1792 wurde der Antrag auf „Gleichstellung” der Expositur Wurmannsquick mit der Pfarrei Hirschhorn gestellt. Gleichzeitig beantragte man die „Einpfarrung” der umliegenden Einöden und Weiler, die sich in besonderer Weise beschwert und benachteiligt fühlten. Zusätzlich begründend führte die Marktverwaltung an, dass sich die „Seelenzahl” deutlich vermehrt hätte. Das Bittgesuch fand beim Ordinariat, damals war noch Salzburg zuständig, kein Gehör. Das war wohl auch der Grund, weshalb der Pfarrer in Hirschhorn begreiflicher Weise im Hinblick auf seine Einkünfte den Wünschen der Wurmannsquicker ablehnend gegenüber stand.
Aus dem Jahr 1826 sind uns genaue Zahlen überliefert, die zeigen, dass die Bestrebungen in Wurmannsquick vorerst nur wenig Aussicht auf Erfolg haben konnten. Die Großpfarrei Hirschhorn zählte damals 2.932 „Seelen”, wovon auf Wurmannsquick lediglich nur 496 entfielen.
Im Jahr 1813 beantragte der Expositus Bartholomäus Eglseder in Wurmannsquick (1808 bis 1813) von sich aus die Erhebung zur Pfarrei. Er führte als Begründung vor allem an, dass so viele Personen der Umgebung an Wurmannsquick vorbei den weiten Weg zur Pfarrkirche Hirschhorn nehmen müssten. Auch dieser Antrag wurde abgewiesen. Eglseder war offensichtlich darüber verärgert; er ließ sich daraufhin sofort versetzen.
1857 wollte dann die Marktgemeinde Wurmannsquick die Erweiterung des Expositur-Sprengels mit allen Mitteln durchsetzen. Wiederum wurde der weite Kirchenweg nach Hirschhorn hauptsächlich als Begründung angeführt. Passau lehnte ab, und so blieb auch dieses Bemühen erfolglos.
Dann kamen 1887 mit energischen Bittgesuchen die Marktverwaltung und auch die „Expositur-Verwaltung” Wurmannsquick diesmal beim Bezirksamt Eggenfelden und bei der Regierung von Niederbayern in Landshut ein, weil man in Passau zu wenig Gehör gefunden hatte. Man wollte jetzt unbedingt die Zuteilung von Laimbichl, Hub, Rigl, Hennthal und Oberöd zu einem geplanten Pfarrsprengel erwirken. Das Ordinariat brachte wiederum kein Verständnis dafür auf. Dem schloss sich auch das eingeschaltete Bayerische Kultusministerium an, sodass dieser Vorstoß ebenso misslungen ist.
Erst nach Amtsantritt des Passauer Diözesanbischofs Dr. Michael Rampf (1889 bis 1901) konnte Bewegung in die Angelegenheit gebracht werden. Der aufgeschlossene Bischof hatte Verständnis dafür, dass vieles bei der Pfarrorganisation zu verbessern war; er versuchte, Versäumtes nachzuholen. Zu Beginn seiner Amtszeit gab es im Bistum Passau 208 Pfarreien, dazu sechs althergebrachte, schon Jahrhunderte bestehende Exposituren, zu denen Wurmannsquick zählte, und 32 jüngere „exponierte Kooperaturen”. In der Amtszeit von Bischof Rampf entstanden vor allem aus letzteren 43 neue Pfarreien.
Jetzt konnten die Bestrebungen in Wurmannsquick Gehör finden. Dazu kam begünstigend, dass in näherer Umgebung schon neue Pfarreien entstanden waren: Arbing 1896, Mitterskirchen 1897, Taubenbach 1897. Schon 1889, bei Amtsantritt von Bischof Rampf, kam man von Wurmannsquick aus sogleich mit neuen Bittgesuchen vor, die seitenlang begründet wurden und wiederum die alten Klagen zum Inhalt hatten. Die erhoffte Antwort aus Passau blieb zunächst aus.
Im Spätsommer 1897 versuchten es die Wurmannsquicker erneut. Ein besonders umfangreiches Schreiben richteten sie nun an die kirchlichen und an die weltlichen Behörden. Im November bekam die Angelegenheit auch der „Verweser des Königreichs Bayern”, Prinzregent Luitpold, vorgelegt. Das wurde in Wurmannsquick mit freudiger Begeisterung aufgenommen, zumal der Regent „bei gepflogener Verhandlung die Bittgesuche positiv bewertete”. Nunmehr konnte das Ordinariat Passau nicht mehr umhin: Mit Wirkung vom 21. März 1898 beschloss es die kanonische Errichtung der Pfarrei Wurmannsquick. Wegen der Hinzunahme der schon erwähnten Weiler und Einöden bedurfte es noch der „kuratelamtlichen Genehmigung”, welche alsbald das Bezirksamt Eggenfelden und die Regierung von Niederbayern erteilten. Gleichzeitig wurde die Kirche zum Hl. Andreas zur Pfarrkirche erhoben, das alte Kaplanhaus wurde der Pfarrhof und der bisherige Expositus Alois Schott fungierte nun als Pfarrer. Der Pfarrsprengel Wurmannsquick zählte zu diesem Zeitpunkt 1.139 „Seelen”. Die Pfarrei war nun „landesherrlichen Patronats”, eine „königliche Pfarrei”; dem Landesherren stand das Recht der Pfarrbesetzung zu. Das ändert sich nach der Revolution von 1919. Das Pfarrbesetzungsrecht ging damals an das Bayerische Ministerium für Unterricht und Kultus über. Bis heute hat die Regierung von Niederbayern das Vorschlagsrecht, wenn die Pfarrei neu zu besetzen ist.
Kirchen und Gebäude
Die schon erwähnte Messstiftung von 1395 kann als ein Hinweis darauf gewertet werden, dass zu diesem Zeitpunkt ein Gotteshaus in Wurmannsquick, dem Hl. Andreas gewidmet, vorhanden war. Diese Kirche musste einem späterem Neu- oder wenigstens Um- und Ausbau weichen. Auf dem bekanntem Stich von Michael Wening (gefertigt 1701, veröffentlicht 1723) ist nämlich ein Gotteshaus abgebildet, das den Stilformen nach in die Zeit des 15. Jahrhunderts zu verweisen ist. Man erkennt ein stattliches Gebäude, geostet, mit breiterem Langhaus und engerem Chor, dieser von Strebepfeilern umstellt. Der hochragende Turm am nördlichen Chorwinkel weist „Braunauer Gestaltung” auf: Dem quadratischen Unterbau sitzen oktogonale Geschosse auf, letztere mit steigenden und sich verjüngenden Strebepfeilern. Eine Pyramidenspitze bekrönt den Turm. Einer nicht näher bezeichneten Nachricht zufolge soll diese Kirche schon eine Barockisierung erfahren haben.
Auf dem Wening-Stich ist neben der St. Andreas-Kirche noch ein kleineres Kirchengebäude, die St. Anna-Kapelle, in gotischen Stilformen erkenntlich; nur deren Westturm weist eine Barockzwiebel auf.
Bei dem schlimmen Marktbrand von 1749 wurde die Markt- und Expositurkirche ganz erheblich in Mitleidenschaft gezogen, wie überliefert ist. Man glaubte zunächst, das Gebäude wieder herstellen zu können. Als bald nach der Katastrophe auch noch die Gewölbe einstürzten, musste man sich zu einem Neubau entschließen. Dieser konnte nach Überwindung großer finanzieller Schwierigkeiten 1751/52 ins Werk gesetzt werden. Der Baumeister ist nicht bekannt. In den schon genannten Aufzeichnungen des Expositus Kefer finden sich auch Angaben über den stattlichen Neubau; das Gotteshaus in barocken Formen soll 28 Meter lang, und 12,5 Meter breit gewesen sein. Im Inneren befand sich eine barocke Ausstattung, die teilweise von der alten Kirche übernommen wurde. Der Tanner Maler Johann Gasteiger hatte an den Gewölben Malereien angebracht. Diese Nachricht ist von Interesse, weil von Gasteiger bisher nur die erhaltenen, übrigens beachtlich guten, Fresken in der Pfarrkirche Stubenberg bekannt sind. Kefer berichtet auch von einer, an die Kirche angebauten Maria-Einsiedel-Kapelle und von einem stattlichen Turm, bekrönt mit einer reichen, doppelten Zwiebelhaube.
Gut hundert Jahre nach Erbauung befand sich diese Kirche in einem herabgekommenen Zustand. So musste man sich 1859/63 zu einer aufwendigen Instandsetzung entschließen. Das war nur möglich, weil von der Wallfahrtskirchen-Stiftung Atzberg zinslos Geldmittel in Anspruch genommen werden konnten.
Die St. Anna-Kapelle musste 1805 zur Versteigerung angeboten werden. Als einziger Bieter fand sich der Hofwirt, der 1807 für 1.050 Gulden (etwa dem Kaufpreis für einen größeren Bauernhof entsprechend) den Zuschlag erhielt. 1809 kam die Kirche zum Abbruch. Das Abbruchmaterial soll zum „Ausbau eines Schulzimmers” benützt worden sein. Als einziges Überbleibsel fand bis 1961 der Taufstein von 1483 in der Pfarrkirche von Wurmannsquick seinen Platz.
Die Erbauung der jetzigen Pfarrkirche
Ein schwarzer Tag für die (damals noch) Expositurkirche, die unter so erheblichen Opfern, insbesondere der gläubigen Bevölkerung, erbaut und dann erneuert worden war, brach mit dem 3. Juni 1875 an: wieder ein unheilvoller Marktbrand! Um 4 Uhr nachmittags entfachte sich im Haus des Schuhmachers Stepp (heute Anwesen Watzinger) auf der anderen, der östlichen Marktplatzseite, ein Feuer. Spielende und zündelnde Kinder sollen es verursacht haben. Es breitete sich, begünstigt durch einen kräftigen Südostwind, in Kürze über den ganzen Markt aus. Beinahe ganz Wurmannsquick brannte nieder; nur an der Nordwestecke der geschlossenen Bebauung blieben ein paar alte, leider mittlerweile abgebrochene Häuser verschont. Man wollte auch diesmal das Gotteshaus wieder instand setzen oder wenigstens als Notkirche einrichten. Aber bis Ende Juni 1875 stürzten so viele Mauern und Gewölbe ein, dass daran nicht zu denken war.
Die zunächst ratlose Kirchengemeinde war gezwungen an einen Neubau heranzugehen. Dazu lieferte der Bauamtmann Anton Völkl aus Landshut einen Plan mit Kostenanschlag. Er leitete später auch die Bauausführung ab 1877. Über Völkl konnten bisher keine weiteren Lebensdaten ausfindig gemacht werden. Er stand vermutlich im Schatten und unter dem Einfluss seines Vorgesetzten Leonhard Schmidtner (1800 bis 1873), der ab 1837 die neogotische Kirchenlandschaft in Niederbayern maßgeblich geprägt hat.
Über die Baumaßnahmen und ihren Fortgang berichtet uns der Altbauer Franz Sendlinger (1925 bis 1996) von Straß bei Wurmannsquick ausführlich. Seine detaillierten und hervorragenden Aufzeichnungen seien hier im Wortlaut zitiert und damit dem unermüdlichen Forscher zugleich ein ehrendes Gedächtnis gesetzt.
Franz Xaver Sendlinger berichtet:
„39 Häuser samt Nebengebäuden, das Rathaus und auch die Kirche wurden 1875 ein Raub der Flammen. Nur einige Häuser an der südlichen und nördlichen Seite des Marktes blieben verschont. Die vier Glocken auf dem Turm der Kirche sind durch die große Hitze geschmolzen. Aus einer Rechnung von Kirchenpfleger Reff geht hervor, dass ein Sebastian Spanberger, Bote aus Tann, mehrere Kisten mit Glockenmetall mit einem Gewicht von 13 Zentner um 23 Gulden und 6 Kreuzer nach Passau zum Glockengießer Anton Gugg gebracht hat. Die Mauern der Kirche und der gemauerte Teil des Turmes blieben stehen. Ab 19. Juni wurde mit dem Abräumen des Schuttes begonnen, am 22. Juni abends stürzte ein großer Teil des Gewölbes ein und zwar über dem rechten Seitenaltar, am nächsten Mittag der Mittelteil des Gewölbes über dem Presbyterium. Nur ein kleiner Rest des Gewölbes blieb erhalten.
Im Herbst dieses Jahres ist die Kirchenruine in eine Notkirche umgebaut worden; der Kirchenraum wurde mit Balken und Brettern abgedeckt, ebenso die Turmruine. Der Turm sollte für einen späteren neuen Kirchenaufbau erhalten werden. So hatten die Gläubigen doch etwas Schutz vor Regen und Schnee. Auch Fenster wurden eingesetzt, die später wieder verwendet werden sollten. Zimmermeister Heuwieser von Eggenfelden hatte die Bauleitung zur Herstellung der Notkirche. Die Kirchenverwaltung in dieser Zeit: Vorstand Expositus Kefer, Kirchenpfleger Reff und Berautzeder, Riedl, Georg Luger und Sebastian Mayer. Die Vorstandschaft mußte sich nun bald damit befassen, eine neue Kirche zu bauen und das nötige Geld dazu zu beschaffen.
Es war aber schwer so viel Geld herzubringen, die Marktbewohner waren ja durch den Brand völlig verarmt; sie hatten meist selbst nicht die Mittel, ihre Häuser wieder zu bauen. Die ganze Umgebung von Wurmannsquick gehörte nicht zur Expositurgemeinde Wurmannsquick, sondern nach Hirschhorn und Mitterskirchen. Nur der Markt, die Ortschaft Schilling und ein Teil der Gemeinde Hickerstall gehörten zur Expositur Wurmannsquick.
Im Februar 1877 wurde erstmals ein Kostenvoranschlag zum Bau einer neuen Kirche erstellt. Die Mauern der ausgebrannten Kirche sollten abgetragen, die Mauer vom Turm wiederverwendet werden. Die neue Kirche sollte 3 – schiffig, 24 m lang, 18 m tief, das Presbyterium 8,25 m lang und 7,5 m tief werden. Seitenschiffe und Presbyterium sollten gewölbt, das Mittelschiff mit einer Holzdecke versehen werden. Des weiteren werden alle Einzelheiten in dem Kostenvoranschlag aufgeführt. Sämtliche Arbeiten und das Material werden mit 52.000 Mark veranschlagt, die Inneneinrichtung mit 9.250 Mark. Den Kostenvoranschlag hatte der königliche Bauamtmannt Völkl aus Landshut erstellt.
In diesen Jahren wird das Geld von Gulden und Kreuzer auf Mark und Pfennig umgestellt. Noch im Jahr 1875 wird mit der Brauereiwitwe Maria Reiter und der Kirchenverwaltung ein Grundtausch vorgenommen; auf diesem Grund steht das Presbyterium der jetzigen Kirche. Gleichzeitig wird an Bäckermeister Ludwig Marchner eine Parzelle von Kirchengrund und Friedhofmauer verkauft um 200 Gulden. Die oberste Baubehörde ist damals in Landshut; eine Reise dorthin war nicht einfach. In Eggenfelden gab es noch keine Eisenbahn. Man musste zu Fuß nach Eggenfelden, per Stellwagen nach Gangkofen, von dort mit der Bahn über Plattling nach Straubing, da übernachten und am nächsten Tag nach Landshut fahren. Erst am dritten Tag kam man abends nach Hause.
Am 23. September 1877 wird die Kirchengemeinde in die Notkirche geladen und zwar wegen Hand- und Spanndienste beim Bau der neuen Kirche. Von den 170 Geladenen unterschreiben 151 das Protokoll, in dem Sie sich verpflichten, Hand- und Spanndienste unentgeltlich zu leisten. 30 weitere Personen außerhalb der Expositur sind ebenfalls bereit, das zu tun, wenn sie in der neuen Kirche einen Sitzplatz erhalten. Die Hand- und Spanndienste werden mit 10.750 Mark veranschlagt. Auf 12 Anwesen in Wurmannsquick und 22 Anwesen in der Gemeinde Hickerstall haftet eine kirchliche Baulast, sie müssen zum Kirchenbau einen festgesetzten Geldbetrag zahlen.
Am 10. Oktober 1877 stellt die Kirchenverwaltung Wurmannsquick erstmals Antrag zum Wiederaufbau der abgebrannten Kirche an das königliche Bezirksamt Eggenfelden. Nach mehr als zwei Jahren seit dem Marktbrand, nachdem sämtliche abgebrannten Gebäude im Äußeren wenigstens vollständig wiederaufgebaut sind, und allein nur mehr die Brandruinen der Kirche traurig anzuschauen sind, ist die Kirchenverwaltung leidlich in der Lage, dem königlichen Bezirksamt Eggenfelden betreffs des Wiederaufbaus der abgebrannten Kirche in Wurmannsquick den Bauplan samt Kostenanschlag, ferner einen vorläufigen Ausweis der annäherungsweisen Aufbringung der zu diesem Baue nötigen Geldmittel zur Begutachtung und Übermittlung an die hohe königl. Regierung von Niederbayern vorzulegen, mit der Bitte, die folgenden Erinnerungen und Bemerkungen anschließen zu dürfen. Der Bauplan samt Kostenanschlag ist aus der Hand des königl. Bauamtmannes Völkl aus Landshut hervorgegangen. In Betreff der Aufbringung der Baukosten sieht sich die Kirchenverwaltung Wurmannsquick gezwungen, um nicht weniger als 32.000 Mark an Concurenz – Beiträgen untertänigst zu bitten. Weiter schreibt man, dass sich dreißig edle und wohltätige Männer gefunden haben, welche als die einzigen nicht mit Schulden belasteten Anwesen und Grundbesitzer die zweite Rate der aus Rentenüberschüssen notwendigen Summe von 16.000 Mark auf eine volle Jahresfrist unverzinslich vorstrecken. Ferner wird auf die völlige Verarmung und Notlage der Expositur-Gemeinde hingewiesen.
Es folgt dann eine genaue Aufstellung der vorhandenen Geldmittel und mit der Brandversicherungs – Entschädigung, die 15.582 Mark beträgt, ist insgesamt ein Betrag von 42.849 Mark vorhanden. Der Kostenvoranschlag samt Hand- und Spanndienste beläuft sich auf 74.840 Mark. Somit bleibt ein Rest von 32.000 Mark. Für die unentgeltliche Beschaffung des Gerüstholzes haben sich Expositur – Angehörige bereit erklärt. Auch ist eine freiwillige Schenkung von 800 Gulden in Aussicht. Ferner erwartet man noch allenfalls mögliche „Liebesgaben”. Sollte jedoch der erbetene Staatszuschuss nicht vollständig gewährt werden, so müsste der Kirchenbau nochmals in die Ferne verschoben werden. Auch die beiden Gemeindeverwaltungen von Wurmannsquick und Hickerstall befürworteten den Bauantrag dringendst, sodass im nächsten Frühjahr 1878 der Kirchenbau beginnen kann.
Die neue Kirche sollte nach Bauplan größer gebaut werden als die abgebrannte Kirche. Die alte Kirche mit Presbyterium, Seitenschiff und kleinem Anbau, Oratorium und zwei Emporen enthielt innen 359 Quadratmeter, nach Abzug des Platzes für den Hochaltar, 3 kleine Nebenaltäre und für eine kleine Orgel, ganz freien Lichtraum mit einem einzigen schmalen Gang. Die neue projektierte Kirche wird 427 Quadratmeter freien Lichtraum fassen, jedoch 3 angemessene Gänge und einige Stühle für Kinder enthalten.
Nun das erste Hemmnis bei dem Kirchenbau: Die königl. Regierung hatte den ersten Bauplan abgelehnt mit der Begründung, sie sei zu groß, sie sei der Meinung, dass eine Kirche für 800 Seelen ausreichend sei und nicht für 1300 Seelen wie vorgesehen. Überdies schreibt die Kirchenverwaltung unter anderem, nach der Ablehnung des Bauplanes darf nicht vergessen werden, dass die neu zu erbauende Kirche nicht die Expositur – Kirche eines einfachen Dorfes, sondern die einzige Kirche eines, wenn auch nicht großen, so doch von anderen bedeutenden Orten ziemlich weit entfernt, frei und schön gelegen, daher stark besuchten Marktes ist. Die Mehrkosten von 6120 Mark für die größere Kirche mit einem Steingewölbe werden von Anwesensbesitzern von Wurmannsquick und Umgebung bezahlt. Dieses 10 – seitige Schreiben der Kirchenverwaltung, es ist bereits Februar 1878, ist die Antwort auf die Ablehnung des ersten Bauplanes. So wird noch einmal die Bitte an das königl. Bezirksamt Eggenfelden gestellt um gütige Begutachtung des gefassten Beschlusses und der gnädigen Übermittlung der anliegenden Kirchenbauakten an die hohe königl. Regierung von Niederbayern.
Erst am 18. August 1878 wird der größere Kirchenbau durch die königl. Regierung genehmigt. Ab Mai 1878 wird in der neu gebauten Holzremise zu ebener Erde der Bierbrauerswitwe Maria Reiter eine Notkirche bezogen. Ob dann in der Zwischenzeit von Mai bis August 1878, bis zur Genehmigung des größeren Kirchenbaues, mit dem Bau einer kleineren Kirche begonnen wurde, weiß man nicht. An dieser Stelle ist zu lesen: „Es ist richtig, dass doppelte Grundfesten gegraben und gemauert wurden”. Expositus Nußbaumer, Vorstand der Kirchenverwaltung behauptet später, das sei nicht wahr, es wurden nur an der östlichen Sockelseite des Turmes zwei ungleichförmige Bruchsteine entfernt und durch andere ersetzt.
Nun entbrannte noch ein Streit um den Kirchenplatz, die eine Hälfte der Kirchengemeinde war für den Birnbaumplatz, die andere Hälfte war für den alten Kirchenplatz. Die neue Kirche steht nicht mehr auf der selben Stelle als die abgebrannte Kirche. Nun steht dem Kirchenbau nichts mehr im Wege. Die Maurerarbeiten wurden Maurerpolier Eder aus Geisenhausen und Maurermeister Bauer aus Wurmannsquick übertragen. Wer die Zimmererarbeiten ausführte, ist nicht bekannt, wahrscheinlich aber der Zimmerermeister Heuwieser aus Eggenfelden, der auch die Notkirche erstellt hatte. Nun wurde die Kirchenruine abgetragen, die Steine zum Grundfestmauern verwendet. Die Turmruine sollte stehen bleiben, war aber durch den Brand in so schlechtem Bauzustand, dass sie umgelegt werden musste.
Zum Kirchenbau wurden etwa 400.000 Steine und 1.269 Fuhren Sand benötigt. Die Steine wurden hergestellt in umliegenden Ziegelhütten. So auch bei Franz – Xaver Sendlinger zum Griebl auf der Straß und Georg Luger in Hickerstall, die einen großen Teil der Steine herstellten. Phillipp Gartner, Bauer in Hennthal, schenkte der Kirche den zum Bau benötigten Sand. Jakob Koch, Hinterloh, und Kasper Prinz, Winterbauer in Angerstorf, schenkten je einen großen Baum. Das Bauholz stammt von Lorenz Huber, Bauer in Putting. Für sämtliche Steine und das Bauholz, es dürften mindestens 3.000 Fuhren notwendig gewesen sein, musste mit Roß und Ochsen gefahren werden. Jedes einzelne Fuhrwerk ist noch aufgeschrieben, wer gefahren hat, wie oft und wann. 1879/80 war sehr früher Wintereinbruch, das angefangene Kirchengewölbe musste laut Anordnung der technischen Bauleitung sofort geschlossen werden.
In dieser Zeit des Kirchenbaues gab es des öfteren Meinungsverschiedenheiten zwischen der Kirchenverwaltung und dem Vorstand, Expositus Nußbaumer, der ein gebürtiger Rogglfinger war, später in einem 40-seitigem Bericht. Expositus Nußbaumer wird, noch bevor die Kirche fertig ist, nach Oberbuch versetzt. Das Bischöfliche Ordinariat Passau schreibt am 23. Juli 1880 an die königl. Regierung von Niederbayern, Kammer des Innern, unter anderem, “das Verbleiben des Expositus Nußbaumer in Wurmamisquick ist unmöglich geworden”. Sein Nachfolger wird Expositus Franz Hiesserer. Der königl. Baurat Völkl aus Landshut, der die Bauaufsicht hatte, schreibt an den Herrn Generalvikar in Passau unter anderem Folgendes: “Bei meiner jüngsten Anwesenheit in Wurmannsquick hat mir Herr Expositus Nußbaumer in vertraulicher Weise mitgeteilt, dass er von einigen Gegnern in frivoler Weise und Unterstellung des Sachverhaltes bei dem bischöflichen Ordinariat in Passau und bei der königl. Regierung von Niederbayern verklagt worden sei und er deshalb seine Versetzung zu gewärtigen habe.” Herr Völkl schreibt dann weiter, er würde das bedauern, da Nußbaumer ja der Mann ist, der den Kirchenbau vorangetrieben hat. Weiter schreibt Herr Baurat, dass dieses erreicht wurde, muss zunächst den eifrigen Bemühungen des Expositus Nußbaumer verdankt werden, der sich mit Aufopferung der schwierigen Aufgabe stellte.
Es wird nicht verkannt, dass im Frühjahr 1879 Stockungen im Baubetrieb eingetreten sind, allein dieselben dürften weniger Herrn Expositus Nußbaumer als vielmehr dem Parteigetriebe der Marktbewohner und insbesondere den Kirchenverwaltungsmitgliedern selbst zur Last gelegt werden. Auch Expositus Nußbaumer schreibt, “als nach zwei-monatigen Kirchenbau die Wirtshaus- und Gewerbeinteressen hervortraten, begann der Unfriede in folge von Neid auf ander.”. Dieser Unfriede wurde von dem vormaligen Herrn Pfarrer Raster in Hirschhorn mit ganz besonderem Wohlbehagen noch mehr geschürt. Über das auch in anderer Beziehung nicht gar friedliche Wurmannsquick ließe sich noch gar manches anführen. So wird auch berichtet, dass bereits früher einzelne Wurmannsquicker Hader und Streit mit den Seelsorgern hatten. Es ist wahr, dass Expositus Lueg mit Schlägen bedroht und Expositus Kefer gleichsam mit Steinen boshaftester Verleumdung beworfen wurden. An einer anderen Stelle schreibt man, es handelt sich 1831 um den Bau eines neuen Schulzimmers, es gewinnt hierbei die Sittlichkeit der bis jetzt verwahrlosten Umgegend. Hier wird den Wurmannsquickern ein nicht allzu gutes Zeugnis ausgestellt.
Nun aber wieder bei dem Kirchenbau. 1880 sind beim Bau der Sakristei 4 Särge freigelegt worden, und nach Meinung einiger Marktbewohner zu lange offen gelassen worden. Sie erstatteten Anzeige beim königl. bayer. Gendermarie Corps, Station Mitterskirchen, gegen Expositus Nußbaumer. Das Protokoll, das ein Stationskommandant Nepomuk Dörfler geschrieben hat, kann nachgelesen werden.
1880 wird der Rohbau der Kirche fertiggestellt. Im nächsten Jahr geht es an die Inneneinrichtung. 13 Farbfenster werden von einem Glaser aus Neuötting eingesetzt. Es werden gekauft ein Hochaltar, 2.500 Mark, zwei Seitenaltäre, jeder 1.500 Mark, eine Kanzel, 1.200 Mark, zwei Beichtstühle, je 150 Mark, die Orgel, 80 Zentner schwer, vier Bronzeglocken, 6.160 Mark, werden beim Glockengießer Anton Gugg aus Passau angeschafft. Die Zahl der Kirchensitze bei der neuen Kirche beträgt 515 Männersitze, 268 Weibersitze, 247 sogenannte Doppelsitze; das heißt Sitze für Mann und Weib zugleich gibt es nicht, sondern die Trennung der Geschlechter wird strengstens aufrecht erhalten. Auch ein schönes Speisgitter aus Holz geschnitzt trennt das Kirchenschiff vom Presbyterium. 1884 werden neue Kreuzwegstationen gekauft. Der Entwurf der Bilder stammt vom allbekannten Prof. Klein aus Wien, gemalt im romanischen Stil von Kirchenmaler Franz Xaver Zattler aus Wurmannsquick zu einem fabelhaft kleinen Preis von 728 Mark. Die Rahmen stammen vom Kunstschreiner Josef Huber aus Wurmannsquick.
1881 ist die Kirche soweit fertig, dass sie eingeweiht werden kann. Am Michaelitag, den 29.09.1881, erhält die neue im romanischen Stil erbaute Kirche „St. Andreas” in Wurmannsquick ihre Weihe. Nach großen Mühen und Opfern der Expositurgemeinde und auch der weiteren Umgegend ist eine Kirche entstanden, die sich sehen lassen kann. Nur Wurmannsquick ist noch keine eigene Pfarrei. Es vergehen noch 20 Jahre bis es soweit ist, was sich die Wurmannsquicker Kirchengemeinde schon lange so sehnlich gewünscht hatten.
1881 entsteht rund um den Friedhof eine neue Friedhofmauer. Den Plan hierzu erstellte Distriktstechniker Hertle aus Eggenfelden. Es liegt ein Gemeinderatsbeschluss vom 07. Februar 1886 vor, aus dem hervorgeht, dass zur Aufbesserung der hiesigen Frühmessleserstelle ein jährlicher Zuschuss von 150 Mark aus Gemeindemitteln geleistet wird.”
Soweit Franz Xaver Sendlinger.
Vor der Katastrophe von 1875, im Jahr 1870, wurde der Friedhof um das Gotteshaus noch erheblich erweitert sodass er noch heute seinen Zweck dienen kann. 1881 errichtete man die Friedhofsmauer, welche 1971 erneuert wurde. 1925 kam das Leichenhaus hinzu, das Eigentum der politischen Gemeinde ist und 1996 erneuert wurde.
Das bestehende Gotteshaus kann wohl als der dritte Nachfolgebau der einstigen, ersten Kirche gelten: Auf den für die Zeit vor und um 1395 anzunehmenden Kirchenbau folgte ein spätgotisches Gotteshaus, dann der Neubau 1751, dessen Verlust in besonderer Weise zu beklagen ist, und als das vierte Bauwerk die jetzt vorhandene Kirche.
Nachdem der Neubau von 1877 schon weitgehend mit Einrichtungen ausgestattet war, malte diesen in den Jahren 1902 bis 1903 Franz Xaver Zattler (1833 bis 1907), damals im hohen Alter von 70 Jahren stehend, vollständig aus. Dafür erhielt er für das Presbyterium 500 und für das Kirchenschiff 1.000 Mark. Das ist ein ausgesprochen niedriges Entgelt, das sich der tiefreligiöse Mann auszahlen ließ. Der Betrag reichte nur annähernd hin, die Mitbeschäftigten zu entlohnen. Wie berichtet, ließ sich Zattler seine eigene Leistung, das viele Gold und die aufgewendeten Farben, auch die abgenützten Arbeitsgeräte nicht bezahlen.
Um so unverständlicher ist es, dass man die gesamte Ausmalung durch Zattler bei der „Restaurierung” von 1962/63 vollständig und unwiederbringlich entfernt hat. Bestimmt, es war eine hauptsächlich nazarenische Schablonenmalerei, aber sie entsprach dem neuromanischen Kirchenbau, dem Stilempfinden der Zeit, das von einer tiefen Religiosität geprägt war. Seit der Entfernung dieser Ausmalung glich die Kirche einem kahlen, nüchternen Gebetshaus. Auch hier das Schicksal unserer Pfarrkirchen: Restaurierungen in relativ kurzen Zeitabständen, jedesmal will man „verbessern” und zuletzt entstehen diese ausgeräumten, nüchternen „Sakralräume”.
Dem dringlichen Wunsch nach einer besseren Gestaltung der Raumschale entspricht die derzeitige, jedenfalls optimale Farbgebung. Das verlorene Werk Zattlers aber lässt sich nicht wieder ersetzen. Im Pfarrei- und einstigen Expositurbereich gab es zudem noch einige Gotteshäuser. Über die, im Jahre 1809 abgebrochene St. Anna-Kapelle bei der Pfarrkirche wurde bereits berichtet. In jener aufklärerischen, kirchenfeindlichen Zeit des frühen 19. Jahrhunderts kamen auch die kleinen Nebenkirchen St. Koloman in Hennthal und St. Ulrich in Leitenbach zum Abbruch. Während die Steine der St. Anna-Kapelle in Wurmannsquick für den Schulbau Verwendung fanden, holte man die von Hennthal und Leitenbach der Überlieferung nach bis nach Unterdietfurt. Heute befinden sich im Pfarrbereich wieder mehrere Kapellen und Kreuze.